Aufgaben der Rhein-Main Deponie GmbH
Eine. Hauptaufgabe der RMD-Unternehmensgruppe ist die Umsetzung der Maßnahmen für die Stilllegung und Nachsorge der vier eigenen Deponien. Weitere Aufgaben sind die Sanierung von Altstandorten, die Verfüllung und Rekultivierung von Kies- und Sandgruben sowie deren langfristige und nachhaltige Nutzungssicherung unter Berücksichtigung der natur- und artenschutzrechtlichen Belange. Die RMD-Unternehmensgruppe betreibt diverse Anlagen zur Wiederverwertung von Abfällen, z.B. zur Verwertung von Schlacken aus der Hausmüllverbrennung oder auch zur Verwertung von anderen mineralischen Abfällen.
Die RMD-Unternehmensgruppe behandelt und verwertet in Flörsheim-Wicker und in Brandholz kommunale Bio- und Grünabfälle, Elektroaltgeräte und Elektronikschrott sowie Abfälle, die in den Wertstoffhöfen gesammelt werden. Die RMD-Unternehmensgruppe engagiert sich wirtschaftlich in der Erzeugung von erneuerbaren Energien, so betreibt sie Anlagen zur Verstromung von Deponie- und Biogas und unterhält mehrere Photovoltaikanlagen.
Energie
Strom und Wärme: Energieerzeugung im Deponiepark
Die Förderung erneuerbarer Energien spielt eine immer wichtigere Rolle für den Klima- und Umweltschutz – national und international. Hierzu gehört neben der Sonnenenergie, der Wind- und Wasserkraft auch die Energie aus Biomasse. Im Gegensatz zu fossilen Brennstoffen sind regenerative Energien nicht nur klimafreundlich, sondern praktisch unbegrenzt vorhanden, wenn auch nicht überall in gleichem Umfang.
Die RMD setzt nicht erst seit Einführung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) auf regenerative Energieträger. Die RMD nutzt das im Rahmen biochemischer Abbauprozesse entstehende Deponiegas der Deponien in Flörsheim-Wicker und Brandholz bereits seit vielen Jahren, um daraus umweltfreundlich Strom zu erzeugen. Ergänzt wird das Spektrum der Energieträger durch die Nutzung von Photovoltaik und Biogas.
Durch den Einsatz einer Kraft-Wärme-Kopplung ist es der RMD zudem gelungen, die am Standort benötigte Wärme selbst zu produzieren und darüber hinaus eine Fernwärmeleitung nach Hochheim zu versorgen. Auch zukünftig sollen alle Möglichkeiten ausschöpft werden, um CO2-Emissionen einzusparen.
Biogasanlage
Die RMD betreibt am Standort Flörsheim-Wicker und in Brandholz jeweils eine Bioabfallvergärungsanlage, auch Biogasanlage genannt. Im Prozess fallen Kompost und Gärreste an, die in Landwirtschaft und Gartenbau verwertet werden. Zudem wird aus dem Bioabfall Strom und Wärme erzeugt. Diese Anlagen dienen auch zur Erzeugung regenerativer Energien und sind damit Bestandteil einer umweltfreundlichen, energieeffizienten und klimaschonenden Abfallbehandlung.
Umwandlung von Abfall in Strom, Komposte und Gärreste
Das Ausgangsmaterial für die Energieerzeugung der RMD ist, neben der Sonne und dem Deponiegas, der Bioabfall aus den Haushalten der Region. Bei der Biogasgewinnung verwandeln Mikroorganismen unter Ausschluss von Sauerstoff die in organischem Abfall enthaltenen Kohlenhydrate, Fette und Proteine in Kohlendioxid und energiereiches Methangas. In einem mehrstufigen Trockenvergärungsverfahren können große Mengen an Biogas gewonnen werden. Dieses dient in der benachbarten Gasverwertungsanlage zur Erzeugung von elektrischer Energie zusammen mit dem Deponiegas. Die dabei entstehende Wärme wird für Heizzwecke genutzt.
Auf diesem Weg werden jährlich etwa 4,7 Millionen Kubikmeter Biogas in Wicker und rund 3,3 Millionen Kubikmeter Biogas in Brandholz gewonnen. Über die Gasmotoren der RMD werden daraus jährlich insgesamt etwa 17 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugt.
Aktuelle Emissionswerte für den gläsernen Schornstein – (KW 38–39) (pdf)
Webcam mit Blick auf das Biomassekraftwerk.
Im Vordergrund ist die Kletterwand der Kletterfreunde Wicker e. V. zu sehen. Das Bild wird jede Minute aktualisiert.
Deponiegaskraftwerk
Auf der Deponie Flörsheim-Wicker lagern etwa 11,3 Millionen und auf der Deponie Brandholz etwa 3,2 Millionen Kubikmeter Siedlungsabfälle, Klärschlamm, hausmüllähnlicher Gewerbeabfall, Schlacken und andere z.B. mineralische Abfälle. Mikroorganismen zerlegen in der Deponie organische Substanzen aus Haus- und Gewerbeabfällen in einfache organische Stoffe wie Zucker oder Fettsäuren. Wieder andere Bakterien verwandeln diese in mehreren Schritten in Deponiegas, das im Wesentlichen aus Kohlendioxid und Methan (CH4) besteht.
Unkontrolliert in die Umwelt entweichendes Methan ist klimaschädlich, weil es den Treibhauseffekt verstärkt. Dabei wirkt es etwa 25mal so stark wie Kohlendioxid. Deshalb wird das Deponiegas mithilfe eines Gasfassungssystems aus dem Abfallkörper abgesaugt. Mit dem aufbereiteten Deponiegas, zusammen mit dem Biogas, werden Blockheizkraftwerke (BHKW) zur Wärme- und Stromerzeugung betrieben. Klimaschädliches Methan wird so in Energie umgewandelt.
Aktuell verfügt die Deponie Flörsheim-Wicker über sieben BHKWs, deren Generatoren zusammen eine elektrische Gesamtleistung von 6,5 Megawatt haben. Drei BHKWs mit einer installierten elektrischen Leistung von 1,4 MW produzieren am Deponiestandort Brandholz den Strom und die Wärme, ebenfalls aus Deponie- und Biogas.
Photovoltaik: Grüner Strom aus Sonnenenergie
Die RMD-Gruppe nutzt Freiflächen, Dächer und Gebäudefassaden an ihren Standorten, um Photovoltaikanlagen zu installieren und so Strom zu erzeugen. Solche Anlagen gibt es in den Deponieparks Flörsheim-Wicker und in Brandholz, auf der Deponie Grix in Offenbach und auf dem Biomassehof in Grävenwiesbach. Im Eigentum der RMD befindet sich auch eine Photovoltaikanlage auf dem Dach der Philipp-Reis-Schule in Friedrichsdorf. Alle diese Solarmodule erbringen auf einer Fläche von etwa 55.000 Quadratmetern eine Leistung von ungefähr 6800 kWp. Mit diesen PV-Anlagen werden bis zu 4,8 Millionen Kilowattstunden pro Jahr erzeugt.
Neben den eigenen Photovoltaikanlagen stellt die RMD Rhein-Main Deponie GmbH auch Vereinen und Firmen Flächen, Freiflächen und Gebäudeflächen, zur Verfügung, auf denen diese Photovoltaikanlagen betreiben (z.B. Sonneninitiative e.V., Marburg).
Rohstoffe
Schlackeaufbereitung
Schlacke aus der thermischen Verwertung von Siedlungsabfällen wird in Flörsheim-Wicker aufbereitet. Eisen und Nichteisenmetalle werden dabei entfernt. Die Schlacke wird im Ergebnis der Behandlung in verschiedene Körnungen getrennt. Der entstandene Output kann zum Teil für die eigenen Deponiebaumaßnahmen verwendet werden und ersetzt so natürliche Rohstoffe, wie zum Beispiel Sand, Schotter und Kies. Für den Betrieb der dafür notwendigen genehmigten Zwischenlagerung ist die MTR verantwortlich. Der technische Betrieb der Schlackeaufbereitung erfolgt durch ein beauftragtes Unternehmen.
Verwertung von Elektro- und Elektronik-Altgeräten
Seit Inkrafttreten des Elektro- und Elektronikaltgerätegesetzes im Jahre 2005 verantwortet die RMD die Sammel- und Übergabestellen für den Hochtaunus- und den Main-Taunus-Kreis. Dieser sogenannte „Elektroschott“ wird weiter zerlegt und recycelt. Im Deponiepark Brandholz betreibt die RMD in Zusammenarbeit mit den Oberurseler Werkstätten für Behinderte eine Zerlegung. Im Main-Taunus-Kreis hat die RMD dafür ein externes Unternehmen beauftragt.
Abfall
Bestand die Hauptaufgabe der RMD in den ersten Jahren darin, Abfälle zu beseitigen, wurden diese Aufgaben immer wieder erweitert. Heute ist es eine Hauptaufgabe der RMD alle Abfälle, so z.B. die Bioabfälle, Grüngutabfälle oder Wertstoffe aus den Wertstoffhöfen, zu verwerten.
Die für die Abfallbeseitigung nicht mehr nutzbaren vier eigenen Deponien müssen mit einem erheblichen Stilllege- und Nachsorgeaufwand für eine lange Zeitdauer weiterbetrieben werden.
Diese Aufgabe gehört gerade für den Schutz der Umwelt zu den zentralen Aufgaben des Unternehmens. Die regenerative Energieerzeugung durch die Verwertung von Bio- und Deponiegas ist ein weiteres wichtiges Geschäftsfeld.
Umweltcontrolling
Ein weiterer Aufgabenbereich der RMD ist das Umweltcontrolling. Wir sind als staatliche Überwachungsstelle über die DAkkS akkreditiert.
Das Leistungsspektrum des Umweltcontrollings umfasst gemäß DIN EN ISO/IEC 17025:
- Probennahme von Abwasser aus öffentlichen Kanalsystemen
- Probennahme von Grundwasser
- Probennahme von Sickerwasser
- Probennahme von Oberflächenwasser
Für die Analytik bedienen wir uns zugelassener Labore.
Nachsorge
Bei allen Deponien der RMD ist die Ablagerung von Abfällen bereits vor Jahren beendet worden, deshalb befinden sich diese derzeit in der Phase der Stilllegung. Diese erstreckt sich wiederum über viele Jahre. Diese Phase ist u.a. notwendig um die Maßnahmen zur Oberflächenabdichtung abzuschließen. Die zuständige Behörde entscheidet wann diese Stilllegungsphase beendet werden kann. Nach der Beendigung der Stilllegungsphase beginnt die Nachsorgephase, die mindestens 30 Jahre dauert. Auch diese Beendigung ist erst durch eine behördliche Entscheidung möglich.
Auf der Deponie Wicker endete die aktive Ablagerung von Abfällen 2005. Geplant ist in 2035 die derzeitige Stilllegung in die Nachsorgephase überführen zu können. Die Nachsorgephase soll voraussichtlich bis 2075 andauern. Auf der Deponie Brandholz wurden Abfälle zur Deponierung bis 1999 angenommen. Das Ende der Stilllegung ist für 2030 geplant und die Nachsorgephase soll 2070 beendet werden können. Die Schlackedeponie Offenbach wurde bereits 1995 geschlossen. Das Ende der Stilllegungsphase ist für diese Deponie bereits beantragt. Die Nachsorgephase soll bis 2057 dauern. Die letzte Abfallanlieferung erreiche die Altdeponie Weilbach in 1984. 2059 soll die Altdeponie aus der Nachsorge entlassen werden können.
In der Phase der Stilllegung wird der Deponiekörper nach der Beendigung der Setzungen gesichert, abgedichtet und rekultiviert. In der Nachsorgephase werden die Maßnahmen zur Sicherung der Deponie fortgesetzt und das Deponieverhalten kontinuierlich kontrolliert. Dies betrifft z.B. die Maßnahmen zur Sickerwasserreinigung, zur Deponiegasfassung und für die Deponie Wicker auch die Maßnahmen der Grundwasserreinigung. Die Deponie muss zum Abschluss der Nachsorge einen Zustand erreichen, in dem keine Gefährdungen des Allgemeinwohls von der Deponie mehr ausgehen können, insbesondere für Mensch und Umwelt.
Die RMD muss bis zum Ende der Nachsorgephasen für alle drei Deponien in Wicker, in Brandholz und in Offenbach rund 111,8 Millionen Euro ausgeben (Stand 31.12.2022). Die Aufwendungen für die Stilllegung und Nachsorge für die Altdeponie Weilbach in Höhe von rund 9 Millionen Euro trägt der Main-Taunus-Kreis, da er auch in der aktiven Phase der Deponie diese allein betrieben hatte. Zur Finanzierung der Stilllegung und Nachsorge der Deponien in Wicker, Brandholz und Offenbach werden bilanzielle Rücklagen gebildet. Die Aufwendungen dafür werden hauptsächlich über finanzielle Mittel der beiden Landkreise, die die Eigentümer der RMD sind, finanziert.
Deponiegas
Die Deponie Flörsheim-Wicker hat bis 2005 rund elf Millionen Kubikmeter Haus- und Gewerbemüll aufgenommen. Durch natürliche mikrobiologische Abbauprozesse des organischen Müllanteils entstehen während dadurch rund 2,2 Milliarden Kubikmeter Deponiegas. Das Deponiegas dient als Treibstoff für Gasmotoren, die Generatoren antreiben. Das im Deponiekörper entstehende Gas wird an fest installierten Gasbrunnen mittels Unterdruck abgesaugt, entwässert und gereinigt. Nach der Vermischung mit Biogas, das im Biogaskraftwerk aus organischen Abfällen gewonnen wurde, wird es an die Motoren weitergeleitet. Die bei der Stromerzeugung entstehende Motorenwärme wiederum dient dazu, den gesamten Deponiestandort sowie Teile der Stadt Hochheim mit Wärme zu versorgen. Auf diese Weise ist in Wicker ein umfassendes Verwertungssystem entstanden, das auch nach dem Ende der Abfalleinlagerung über Jahrzehnte hinweg eine sichere und ressourcenschonende Nachsorge ermöglicht, die die Ziele der Energiewende unterstützt.
Wasserbehandlung
Die Oberfläche der Deponie muss so abgedichtet werden, dass Regen oder Schnee nicht eindringen können. Allerdings sickert noch Wasser nach aus der Zeit, bevor die Abdichtung fertiggestellt war. Da das Sickerwasser auf seinem Weg durch den Deponiekörper Schadstoffe aus dem eingelagerten Abfall aufnimmt, muss es technisch gefasst und in einer speziellen Reinigungsanlage aufbereitet werden.
Deponiebau
Um zu verhindern, dass Wasser in den Deponiekörper eindringt und dabei mit Schadstoffen in Berührung kommt, dichtet die RMD alle Deponien aufwändig ab. Ziel ist es, mithilfe mehrerer Abdeckungschichten eine Barriere zwischen Abfall und Grundwasser zu errichten: Während die technische Oberflächenabdichtung den Deponiekörper nach oben verschließt sowie das Eindringen von Regenwasser und das Austreten von Deponiegas verhindern kann, soll in der Regel eine Basis-Abdichtung den Abfall gegen das Grundwasser absichern.
Um die Oberfläche der Deponie abzudichten, wird das Gelände zunächst mit Erdaushub und Bauresten in die Form einer Endkubatur gebracht, sodass Regenwasser leichter abläuft und sich keine Sammelstellen bilden können. Es folgen eine Ausgleichsschicht zur Fassung und Ableitung des entstehenden Deponiegases, eine mineralische Dichtung, eine Flächendrainage zur Oberflächenentwässerung sowie ein Filtervlies. Im Anschluss daran wird die aufwendige Struktur mit Rekultivierungsboden bedeckt, um Pflanzen eine gute Vegetationsgrundlage zu bieten und die Deponie so optimal in das Landschaftsbild zu integrieren.
Die Basis-Abdichtung indes bildet das Fundament der Deponie. Diese verfügt über ein sogenanntes Rigolensystem, das von oben eindringendes Sickerwasser auffängt und mit Hilfe von Pumpen der Reinigung zuführt. In den 1990er Jahren erfolgten umfangreiche Sanierungsmaßnahmen (Dichtwände, Dichtungsriegel, Dichtungsdämme, Abdichtungen, Absenkbrunnen im Abstrom) auf der Deponie Wicker.
Im Grundwasserbereich der Deponie Wicker wurden sogenannte vollkommende Brunnen an der B40 errichtet, die es ermöglichen, dass das Grundwasser gereinigt werden kann. Dies ist notwendig, da nur ein Teil der Deponie Wicker entsprechend basisabgedichtet ist, dass das dort anfallende Sickerwasser in einer Anlage gereinigt werden kann. Da sich die verfüllte und abgedichtete/rekultivierte Deponie auch nach den Hauptsetzungen weiter setzen wird – mehrere Zentimeter pro Jahr sind nicht ungewöhnlich – finden regelmäßige Setzungsmessungen statt, um diesen Prozess zu überwachen.
Natur & Freizeit
Die Deponie Flörsheim-Wicker in Natur und Landschaft
Ein Rekultivierungsziel der Deponie Flörsheim-Wicker besteht darin, Flächen für den Naturschutz zu schaffen. Zu diesem Zweck werden die oberflächenabgedichteten Bereiche für eine Schafbeweidung genutzt. Im Laufe der Zeit entsteht dadurch eine offene Landschaft. Mittlerweile siedelten sich dadurch seltene Pflanzen und Tieren an, die Lebensraum und Schutz finden, so z.B. der Steinschmätzer, die Haubenlerche, der dunkelbraune Bläuling, der Wiedehopf oder die blauflügelige Ödlandschrecke.
An der Ostflanke der Deponie wurden außerhalb der Deponie ebenfalls großflächige, gehölzfreie Bereiche geschaffen, damit sich die lokale Artenvielfalt weiterentwickeln kann und ihr Fortbestand nachhaltig gesichert ist. Mitglieder der hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz (HGON) stellten im Jahr 2022 erstmalig zusätzliche Nistkästen für den Wendehals auf.
Die HGON beringt und registriert auch die Vögel.
Auf dem Foto ist ein junger Wiedehopf zu sehen, der gerade seinen Ring erhalten hat.
Angelockt durch Mehlwürmer, gehen junge und alte Vögel den Expert*innen regelmäßig und für eine kurze Zeit in die Falle, so dass diese die Tiere nicht nur beringen, sondern auch deren Größe, Gewicht und Gesundheit überprüfen können.
Ein weiteres Beispiel für die Artenvielfalt auf den Deponien der RMD ist der Steinschmätzer. Dieser erstaunliche Singvogel fliegt zum Überwintern weiter als viele Zugvögel, so gelangt er mit seinem Gewicht von nur 22 bis 28 Gramm bis ins tropische Afrika. Der Steinschmätzer stellt besondere Anforderungen an geeignete Brutgebiete; er braucht ein Gelände mit spärlicher Vegetation und Höhlen zum Nestbau. Die einzige bekannte Population in Hessen mit etwa 31 Brutpaaren (2022) befindet sich auf der Deponie Flörsheim-Wicker.
Einer besonderen öffentlichen Aufmerksamkeit erfreuen sich auch die Störche, die seit einigen Jahren auf der Deponie Flörsheim-Wicker nisten und ihre Jungen aufziehen. Diese Störche werden seit Jahren vom Bund für Umwelt- und Naturschutz betreut. Am nördlichen Rand der Deponie befinden sich drei Horste, die 2021 erstmals alle von Storchenpaaren besetzt waren.
Für die Deponie Brandholz wurde als ein generelles Rekultivierungsziel eine Aufforstung vorgegeben. Die Deponiekuppe gehölzfrei bleiben und eignet sich dadurch ebenfalls als Lebensraum für seltene Vogel‑, Insekten- und weitere Arten der offenen Landschaft.
Turnusmäßige Begehungen und notwendige Nachpflanzungen im unteren Deponiebereich erfolgen, um auf den bereits oberflächenabgedichteten Bereichen der Deponie Brandholz eine standortgerechte Artenvielfalt zu entwickeln und nachhaltig zu sichern.
Im Jahr 2022 weideten etwa 100 Schafe erstmals auch auf Flächen der Deponie in Brandholz.
Schäfer Pierre Schmidt aus Butzbach, für den ein respektvoller Umgang und artgerechte Haltung ein absolutes Muss darstellt, wird seine Tiere nun regelmäßig zwischen März und November zum Fressen bringen.
Durch die Beweidung werden die dafür geeigneten Flächen weiterhin unter ökologischen und kostenmäßigen Gesichtspunkten sinnvoll und im Einklang mit den Umweltleitlinien der RMD-Unternehmensgruppe genutzt.
Zusätzlich werten die Tiere das das Erscheinungsbild der Deponien / Flächen auf.
Aktuelles zum Steinschmätzer
Der Steinschmätzer zeigt besonders anschaulich die hohe Bedeutung der Deponie für den Artenschutz. In Deutschland ist die Art „vom Aussterben bedroht“ (Rote Liste der Brutvögel Deutschlands, 6. Fassung, vom 30.09.2020, veröffentlicht in 2021). Der Bestand wird auf nur noch 2.000–3.100 Reviere geschätzt.
Der bei uns brütende, erstaunlich kleine Singvogel, mit einem Gewicht von nur 22 bis 28 Gramm, fliegt zum Überwintern nach Westafrika, in die Bereiche südlich der Sahara. Problematisch sind vor allem die besonderen Anforderungen, die der Steinschmätzer an geeignete Brutgebiete stellt. Er braucht ein freies Gelände mit spärlicher Vegetation zur Nahrungssuche und sichere Höhlen zum Nestbau.
In Hessen ist der Bestand zwischen 1950 und etwa 2010 um ca. 99 % zurückgegangen. Die einzige verbliebende Population in Hessen – mit derzeit 24 Brutpaaren (2023) – befindet sich auf der Deponie Flörsheim-Wicker. Ohne das Engagement der RMD als Deponiebetreiberin wäre die Art hier bereits ausgestorben. Seit vielen Jahren werden im Zuge der Rekultivierung der Deponieflächen Steinhaufen als Brutplätze angelegt. Die Bedürfnisse des Steinschmätzers werden auch bei der Grünlandpflege berücksichtigt. So werden auch die eigentlichen Arbeiten unterbrochen, damit die Bruten erfolgreich ausfliegen können. Der Erhalt der Art in Hessen hängt unmittelbar vom Erhalt des Brutbestandes auf der Deponie Wicker ab.
Der Brutbestand auf der Deponie und ihrem Umfeld wird seit über 10 Jahren durch – überwiegend ehrenamtlich arbeitende – Ornithologen wie Herrn Thomas Norgall vom BUND sowie Herrn Stefan Stübing und Herrn Thomas Sacher vom Büro für Faunistische Fachfragen erfasst und kontrolliert. Mit der ab 2019 einsetzenden Farbberingung wurde die Erfassungsgenauigkeit deutlich verbessert. Wegen seiner geringen Größe ist der Brutbestand weiterhin potentiell gefährdet. Die Schaffung neuer Lebensräume ist deshalb anzustreben. Eine Besiedlung weiterer Gebiete setzt voraus, dass im näheren Umfeld der Deponie neue geeignete Lebensräume entstehen. Die weitere Rekultivierung der Deponie Wicker und Sicherung der der Fläche E sowie die Planung zur Rekultivierung der Hattersheimer Kiesgrube können zu einer Vergrößerung der geeigneten Habitate führen und so das Aussterberisiko verringern.
Jungvogel mit der Ringkombination 04N
beringt in 2023 auf der Deponie Wicker
Um dem Steinschmätzer noch bessere Brutmöglichkeiten zu geben und auch erstmals Nestkontrollen möglich zu machen, werden ab 2023 zusätzliche Nistkästen in den Steinhaufen und in andere geeignete Strukturen eingebracht. Werden diese angenommen, erlauben diese Nestkontrollen bei minimaler Störung eine bessere Kenntnis zum Bruterfolg und damit Erkenntnisse zu den Ursachen von Bestandsveränderungen, die dann neue oder genauere Schlussfolgerungen für die Schutzbemühungen in ganz Deutschland bzw. in Mitteleuropa erlauben.
Der Landschaftspflegeverband (LPV) im Main-Taunus-Kreis hat in 2023 den Bau der ersten Nistkästen durch die BauHaus Werkstätten in Wiesbaden gewährleistet. Ein solcher Nistkasten ist eine Röhre oder Tunnel, an dessen Ende der Steinschmätzer das Nest errichten kann. Wichtig ist ein Schutz gegen kleine Raubtiere wie Wiesel oder Ratten. Daher befindet sich kurz hinter dem Eingang des Nistkastens ein weiteres Brett. Das Loch in diesem Brett befindet sich versetzt zum Eingangsloch. Der Steinschmätzer „kann um die Ecke gehen“, ein Wiesel oder eine Wanderratte ist dafür zu groß.
Das Foto zeigt einen Steinschmätzer-Nistkasten
ohne aufgelegten Deckel mit der Innenkonstruktion
Quelltext Thomas Norgall vom BUND
Streuobstwiesen
Im Bereich der Ostflanke der Deponie Flörsheim-Wicker hat die RMD Streuobstwiesen nach dem Bleiber-Weicher-System angelegt. Nach diesem Prinzip werden zwischen Hochstämmen, die in den ersten 25 Jahren relativ geringe Erträge erzielen, schnelltragende und kleinwüchsige Bäume gesetzt.
Diese sichern zunächst den Ertrag, müssen jedoch später hochstämmigen Streuobstbäumen weichen. Das Verfahren zählt darüber hinaus als naturschutzrechtliche Ausgleichsmaßnahme.
Auch Nutztiere finden ihren Platz auf den Deponien der RMD. Auf der Deponie Brandholz leben z.B. Bienenvölker, die ihrerseits einen Beitrag dazu leisten, dass die Obstbäume der Region ausreichend bestäubt werden. Auf der Deponie Flörsheim-Wicker und auf der Altdeponie Weilbach weiden Schafe zur naturnahen Pflege der Wiesenflächen, so müssen dort keine benzingetrieben Mähfahrzeuge verwendet werden.
Verein „Kletterfreunde Wicker e. V.“ langjähriger Partner
Seit 2019 hat der Verein „Kletterfreunde Wicker e. V.“ den Betrieb der Kletterwand am Biomassekraftwerk auf dem Gelände des Deponieparks Flörsheim-Wicker übernommen.
Wenn Sie Interesse an einer Mitgliedschaft haben, wenden Sie sich gern an den Verein unter www.kletterfreunde-wicker.de
Wir wünschen Ihnen viel Freude an der Kletterwand und hoffen, dass sich viele Kletter*innen für das Vereinsangebot interessieren und den Verein „Kletterfreunde Wicker e. V.“ durch eine Anmeldung als Mitglied unterstützen.