Aufgaben der Rhein-Main Deponie GmbH

Eine. Hauptaufgabe der RMD-Unternehmensgruppe ist die Umsetzung der Maßnahmen für die Stilllegung und Nachsorge der vier eige­nen Deponien. Weitere Aufgaben sind die Sanierung von Altstandorten, die Verfüllung und Rekultivierung von Kies- und Sandgruben sowie deren lang­fris­ti­ge und nach­hal­ti­ge Nutzungssicherung unter Berücksichtigung der natur- und arten­schutz­recht­li­chen Belange. Die RMD-Unternehmensgruppe betreibt diver­se Anlagen zur Wiederverwertung von Abfällen, z.B. zur Verwertung von Schlacken aus der Hausmüllverbrennung oder auch zur Verwertung von ande­ren mine­ra­li­schen Abfällen.

Die RMD-Unternehmensgruppe behan­delt und ver­wer­tet in Flörsheim-Wicker und in Brandholz kom­mu­na­le Bio- und Grünabfälle, Elektroaltgeräte und Elektronikschrott sowie Abfälle, die in den Wertstoffhöfen gesam­melt wer­den. Die RMD-Unternehmensgruppe enga­giert sich wirt­schaft­lich in der Erzeugung von erneu­er­ba­ren Energien, so betreibt sie Anlagen zur Verstromung von Deponie- und Biogas und unter­hält meh­re­re Photovoltaikanlagen.

Energie

Strom und Wärme: Energieerzeugung im Deponiepark

Die Förderung erneu­er­ba­rer Energien spielt eine immer wich­ti­ge­re Rolle für den Klima- und Umweltschutz – natio­nal und inter­na­tio­nal. Hierzu gehört neben der Sonnenenergie, der Wind- und Wasserkraft auch die Energie aus Biomasse. Im Gegensatz zu fos­si­len Brennstoffen sind rege­ne­ra­ti­ve Energien nicht nur kli­ma­freund­lich, son­dern prak­tisch unbe­grenzt vor­han­den, wenn auch nicht über­all in glei­chem Umfang.

Die RMD setzt nicht erst seit Einführung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) auf rege­ne­ra­ti­ve Energieträger. Die RMD nutzt das im Rahmen bio­che­mi­scher Abbauprozesse ent­ste­hen­de Deponiegas der Deponien in Flörsheim-Wicker und Brandholz bereits seit vie­len Jahren, um dar­aus umwelt­freund­lich Strom zu erzeu­gen. Ergänzt wird das Spektrum der Energieträger durch die Nutzung von Photovoltaik und Biogas.

Durch den Einsatz einer Kraft-Wärme-Kopplung ist es der RMD zudem gelun­gen, die am Standort benö­tig­te Wärme selbst zu pro­du­zie­ren und dar­über hin­aus eine Fernwärmeleitung nach Hochheim zu ver­sor­gen. Auch zukünf­tig sol­len alle Möglichkeiten aus­schöpft wer­den, um CO2-Emissionen einzusparen.

Biogasanlage

Die RMD betreibt am Standort Flörsheim-Wicker und in Brandholz jeweils eine Bioabfallvergärungsanlage, auch Biogasanlage genannt. Im Prozess fal­len Kompost und Gärreste an, die in Landwirtschaft und Gartenbau ver­wer­tet wer­den. Zudem wird aus dem Bioabfall Strom und Wärme erzeugt. Diese Anlagen die­nen auch zur Erzeugung rege­ne­ra­ti­ver Energien und sind damit Bestandteil einer umwelt­freund­li­chen, ener­gie­ef­fi­zi­en­ten und kli­ma­scho­nen­den Abfallbehandlung.

Umwandlung von Abfall in Strom, Komposte und Gärreste

Das Ausgangsmaterial für die Energieerzeugung der RMD ist, neben der Sonne und dem Deponiegas, der Bioabfall aus den Haushalten der Region. Bei der Biogasgewinnung ver­wan­deln Mikroorganismen unter Ausschluss von Sauerstoff die in orga­ni­schem Abfall ent­hal­te­nen Kohlenhydrate, Fette und Proteine in Kohlendioxid und ener­gie­rei­ches Methangas. In einem mehr­stu­fi­gen Trockenvergärungsverfahren kön­nen gro­ße Mengen an Biogas gewon­nen wer­den. Dieses dient in der benach­bar­ten Gasverwertungsanlage zur Erzeugung von elek­tri­scher Energie zusam­men mit dem Deponiegas. Die dabei ent­ste­hen­de Wärme wird für Heizzwecke genutzt.

Auf die­sem Weg wer­den jähr­lich etwa 4,7 Millionen Kubikmeter Biogas in Wicker und rund 3,3 Millionen Kubikmeter Biogas in Brandholz gewon­nen. Über die Gasmotoren der RMD wer­den dar­aus jähr­lich ins­ge­samt etwa 17 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugt.

Biomassekraftwerk i. L.

Deponiegaskraftwerk

Auf der Deponie Flörsheim-Wicker lagern etwa 11,3 Millionen und auf der Deponie Brandholz etwa 3,2 Millionen Kubikmeter Siedlungsabfälle, Klärschlamm, haus­müll­ähn­li­cher Gewerbeabfall, Schlacken und ande­re z.B. mine­ra­li­sche Abfälle. Mikroorganismen zer­le­gen in der Deponie orga­ni­sche Substanzen aus Haus- und Gewerbeabfällen in ein­fa­che orga­ni­sche Stoffe wie Zucker oder Fettsäuren. Wieder ande­re Bakterien ver­wan­deln die­se in meh­re­ren Schritten in Deponiegas, das im Wesentlichen aus Kohlendioxid und Methan (CH4) besteht.

Unkontrolliert in die Umwelt ent­wei­chen­des Methan ist kli­ma­schäd­lich, weil es den Treibhauseffekt ver­stärkt. Dabei wirkt es etwa 25mal so stark wie Kohlendioxid. Deshalb wird das Deponiegas mit­hil­fe eines Gasfassungssystems aus dem Abfallkörper abge­saugt. Mit dem auf­be­rei­te­ten Deponiegas, zusam­men mit dem Biogas, wer­den Blockheizkraftwerke (BHKW) zur Wärme- und Stromerzeugung betrie­ben. Klimaschädliches Methan wird so in Energie umgewandelt.

Aktuell ver­fügt die Deponie Flörsheim-Wicker über sie­ben BHKWs, deren Generatoren zusam­men eine elek­tri­sche Gesamtleistung von 6,5  Megawatt haben. Drei BHKWs mit einer instal­lier­ten elek­tri­schen Leistung von 1,4 MW pro­du­zie­ren am Deponiestandort Brandholz den Strom und die Wärme, eben­falls aus Deponie- und Biogas.

Photovoltaik: Grüner Strom aus Sonnenenergie

Die RMD-Gruppe nutzt Freiflächen, Dächer und Gebäudefassaden an ihren Standorten, um Photovoltaikanlagen zu instal­lie­ren und so Strom zu erzeu­gen. Solche Anlagen gibt es in den Deponieparks Flörsheim-Wicker und in Brandholz, auf der Deponie Grix in Offenbach und auf dem Biomassehof in Grävenwiesbach. Im Eigentum der RMD befin­det sich auch eine Photovoltaikanlage auf dem Dach der Philipp-Reis-Schule in Friedrichsdorf. Alle die­se Solarmodule erbrin­gen auf einer Fläche von etwa 55.000 Quadratmetern eine Leistung von unge­fähr  6800 kWp. Mit die­sen PV-Anlagen wer­den bis zu 4,8 Millionen Kilowattstunden pro Jahr erzeugt.

Photovoltaik-Anlagen der Deponie Brandholz

Neben den eige­nen Photovoltaikanlagen stellt die RMD Rhein-Main Deponie GmbH auch Vereinen und Firmen Flächen, Freiflächen und Gebäudeflächen, zur Verfügung, auf denen die­se Photovoltaikanlagen betrei­ben (z.B. Sonneninitiative e.V., Marburg).

Rohstoffe

Schlackeaufbereitung

Schlacke aus der ther­mi­schen Verwertung von Siedlungsabfällen wird in Flörsheim-Wicker auf­be­rei­tet. Eisen und Nichteisenmetalle wer­den dabei ent­fernt. Die Schlacke wird im Ergebnis der Behandlung in ver­schie­de­ne Körnungen getrennt. Der ent­stan­de­ne Output kann zum Teil für die eige­nen Deponiebaumaßnahmen ver­wen­det wer­den und ersetzt so natür­li­che Rohstoffe, wie zum Beispiel Sand, Schotter und Kies. Für den Betrieb der dafür not­wen­di­gen geneh­mig­ten Zwischenlagerung ist die MTR ver­ant­wort­lich. Der tech­ni­sche Betrieb der Schlackeaufbereitung erfolgt durch ein beauf­trag­tes Unternehmen.

Verwertung von Elektro- und Elektronik-Altgeräten

Seit Inkrafttreten des Elektro- und Elektronikaltgerätegesetzes im Jahre 2005 ver­ant­wor­tet die RMD die Sammel- und Übergabestellen für den Hochtaunus- und den Main-Taunus-Kreis. Dieser soge­nann­te „Elektroschott“ wird wei­ter zer­legt und recy­celt. Im Deponiepark Brandholz betreibt die RMD in Zusammenarbeit mit den Oberurseler Werkstätten für Behinderte eine Zerlegung. Im Main-Taunus-Kreis hat die RMD dafür ein exter­nes Unternehmen beauftragt.

Rohstoffe - Elektrogeräteverwertung

Abfall

Bestand die Hauptaufgabe der RMD in den ers­ten Jahren dar­in, Abfälle zu besei­ti­gen, wur­den die­se Aufgaben immer wie­der erwei­tert. Heute ist es eine Hauptaufgabe der RMD alle Abfälle, so z.B. die Bioabfälle, Grüngutabfälle oder Wertstoffe aus den Wertstoffhöfen, zu verwerten.

Die für die Abfallbeseitigung nicht mehr nutz­ba­ren vier eige­nen Deponien müs­sen mit einem erheb­li­chen Stilllege- und Nachsorgeaufwand für eine lan­ge Zeitdauer wei­ter­be­trie­ben werden.

Diese Aufgabe gehört gera­de für den Schutz der Umwelt zu den zen­tra­len Aufgaben des Unternehmens. Die rege­ne­ra­ti­ve Energieerzeugung durch die Verwertung von Bio- und Deponiegas ist ein wei­te­res wich­ti­ges Geschäftsfeld.

Umweltcontrolling

Ein wei­te­rer Aufgabenbereich der RMD ist das Umweltcontrolling. Wir sind als staat­li­che Überwachungsstelle über die DAkkS akkreditiert.

Das Leistungsspektrum des Umweltcontrollings umfasst gemäß DIN EN ISO/IEC 17025:

  • Probennahme von Abwasser aus öffent­li­chen Kanalsystemen
  • Probennahme von Grundwasser
  • Probennahme von Sickerwasser
  • Probennahme von Oberflächenwasser

Für die Analytik bedie­nen wir uns zuge­las­se­ner Labore.

Laborfahrzeug innen, Messen und Stabilisierung der Abwasserprobe

Laborfahrzeug innen, Messen und Stabilisierung der Abwasserprobe

Nachsorge

Bei allen Deponien der RMD ist die Ablagerung von Abfällen bereits vor Jahren been­det wor­den, des­halb befin­den sich die­se der­zeit in der Phase der Stilllegung. Diese erstreckt sich wie­der­um über vie­le Jahre. Diese Phase ist u.a. not­wen­dig um die Maßnahmen zur Oberflächenabdichtung abzu­schlie­ßen. Die zustän­di­ge Behörde ent­schei­det wann die­se Stilllegungsphase been­det wer­den kann. Nach der Beendigung der Stilllegungsphase beginnt die Nachsorgephase, die min­des­tens 30 Jahre dau­ert. Auch die­se Beendigung ist erst durch eine behörd­li­che Entscheidung möglich.

Auf der Deponie Wicker ende­te die akti­ve Ablagerung von Abfällen 2005. Geplant ist in 2035 die der­zei­ti­ge Stilllegung in die Nachsorgephase über­füh­ren zu kön­nen. Die Nachsorgephase soll vor­aus­sicht­lich bis 2075 andau­ern. Auf der Deponie Brandholz wur­den Abfälle zur Deponierung bis 1999 ange­nom­men. Das Ende der Stilllegung ist für 2030 geplant und die Nachsorgephase soll 2070 been­det wer­den kön­nen. Die Schlackedeponie Offenbach wur­de bereits 1995 geschlos­sen. Das Ende der Stilllegungsphase ist für die­se Deponie bereits bean­tragt. Die Nachsorgephase soll bis 2057 dau­ern. Die letz­te Abfallanlieferung errei­che die Altdeponie Weilbach in 1984. 2059 soll die Altdeponie aus der Nachsorge ent­las­sen wer­den können.

In der Phase der Stilllegung wird der Deponiekörper nach der Beendigung der Setzungen gesi­chert, abge­dich­tet und rekul­ti­viert. In der Nachsorgephase wer­den die Maßnahmen zur Sicherung der Deponie fort­ge­setzt und das Deponieverhalten kon­ti­nu­ier­lich kon­trol­liert. Dies betrifft z.B. die Maßnahmen zur Sickerwasserreinigung, zur Deponiegasfassung und für die Deponie Wicker auch die Maßnahmen der Grundwasserreinigung. Die Deponie muss zum Abschluss der Nachsorge einen Zustand errei­chen, in dem kei­ne Gefährdungen des Allgemeinwohls von der Deponie mehr aus­ge­hen kön­nen, ins­be­son­de­re für Mensch und Umwelt.

Die RMD muss bis zum Ende der Nachsorgephasen für alle drei Deponien in Wicker, in Brandholz und in Offenbach rund 111,8 Millionen Euro aus­ge­ben (Stand 31.12.2022). Die Aufwendungen für die Stilllegung und Nachsorge für die Altdeponie Weilbach in Höhe von rund 9 Millionen Euro trägt der Main-Taunus-Kreis, da er auch in der akti­ven Phase der Deponie die­se allein betrie­ben hat­te. Zur Finanzierung der Stilllegung und Nachsorge der Deponien in Wicker, Brandholz und Offenbach wer­den bilan­zi­el­le Rücklagen gebil­det. Die Aufwendungen dafür wer­den haupt­säch­lich über finan­zi­el­le Mittel der bei­den Landkreise, die die Eigentümer der RMD sind, finanziert.

Deponiegas

Die Deponie Flörsheim-Wicker hat bis 2005 rund elf Millionen Kubikmeter Haus- und Gewerbemüll auf­ge­nom­men. Durch natür­li­che mikro­bio­lo­gi­sche Abbau­prozesse des orga­ni­schen Müllanteils ent­ste­hen wäh­rend dadurch rund 2,2 Milliarden Kubikmeter Deponiegas. Das Deponiegas dient als Treibstoff für Gasmotoren, die Generatoren antrei­ben. Das im Deponiekörper ent­ste­hen­de Gas wird an fest instal­lier­ten Gasbrunnen mit­tels Unterdruck abge­saugt, ent­wäs­sert und gerei­nigt. Nach der Vermischung mit Biogas, das im Biogaskraftwerk aus orga­ni­schen Abfällen gewon­nen wur­de, wird es an die Motoren wei­ter­ge­lei­tet. Die bei der Stromerzeugung ent­ste­hen­de Motorenwärme wie­der­um dient dazu, den gesam­ten Deponiestandort sowie Teile der Stadt Hochheim mit Wärme zu ver­sor­gen. Auf die­se Weise ist in Wicker ein umfas­sen­des Verwertungssystem ent­stan­den, das auch nach dem Ende der Abfalleinlagerung über Jahrzehnte hin­weg eine siche­re und res­sour­cen­scho­nen­de Nachsorge ermög­licht, die die Ziele der Energiewende unterstützt.

Deponiegashäuschen in Brandholz

Deponiegashäuschen in Brandholz

Wasserbehandlung

Wasserbehandlung

Wasserbehandlung

Die Oberfläche der Deponie muss so abge­dich­tet wer­den, dass Regen oder Schnee nicht ein­drin­gen kön­nen. Allerdings sickert noch Wasser nach aus der Zeit, bevor die Abdichtung fer­tig­ge­stellt war. Da das Sickerwasser auf sei­nem Weg durch den Deponiekörper Schadstoffe aus dem ein­ge­la­ger­ten Abfall auf­nimmt, muss es tech­nisch gefasst und in einer spe­zi­el­len Reinigungsanlage auf­be­rei­tet werden.

Deponiebau

Um zu ver­hin­dern, dass Wasser in den Deponiekörper ein­dringt und dabei mit Schadstoffen in Berührung kommt, dich­tet die RMD alle Deponien auf­wän­dig ab. Ziel ist es, mit­hil­fe meh­re­rer Abdeckungschichten eine Barriere zwi­schen Abfall und Grundwasser zu errich­ten:  Während die tech­ni­sche Oberflächenabdichtung den Deponiekörper nach oben ver­schließt sowie das Eindringen von Regenwasser und das Austreten von Deponiegas ver­hin­dern kann, soll in der Regel eine Basis-Abdichtung den Abfall gegen das Grundwasser absichern.

Um die Oberfläche der Deponie abzu­dich­ten, wird das Gelände zunächst mit Erdaushub und Bauresten in die Form einer Endkubatur gebracht, sodass Regenwasser leich­ter abläuft und sich kei­ne Sammelstellen bil­den kön­nen. Es fol­gen eine Ausgleichsschicht zur Fassung und Ableitung des ent­ste­hen­den Deponiegases, eine mine­ra­li­sche Dichtung, eine Flächendrainage zur Oberflächenentwässerung sowie ein Filtervlies. Im Anschluss dar­an wird die auf­wen­di­ge Struktur mit Rekultivierungsboden bedeckt, um Pflanzen eine gute Vegetationsgrundlage zu bie­ten und die Deponie so opti­mal in das Landschaftsbild zu integrieren.

Die Basis-Abdichtung indes bil­det das Fundament der Deponie. Diese ver­fügt über ein soge­nann­tes Rigolensystem, das von oben ein­drin­gen­des Sickerwasser auf­fängt und mit Hilfe von Pumpen der Reinigung zuführt. In den 1990er Jahren erfolg­ten umfang­rei­che Sanierungsmaßnahmen (Dichtwände, Dichtungsriegel, Dichtungsdämme, Abdichtungen, Absenkbrunnen im Abstrom) auf der Deponie Wicker.

Im Grundwasserbereich der Deponie Wicker wur­den soge­nann­te voll­kom­men­de Brunnen an der B40 errich­tet, die es ermög­li­chen, dass das Grundwasser gerei­nigt wer­den kann. Dies ist not­wen­dig, da nur ein Teil der Deponie Wicker ent­spre­chend basis­ab­ge­dich­tet ist, dass das dort anfal­len­de Sickerwasser in einer Anlage gerei­nigt wer­den kann.  Da sich die ver­füll­te und abgedichtete/rekultivierte Deponie auch nach den Hauptsetzungen wei­ter set­zen wird – meh­re­re Zentimeter pro Jahr sind nicht unge­wöhn­lich – fin­den regel­mä­ßi­ge Setzungsmessungen statt, um die­sen Prozess zu überwachen.

Natur & Freizeit

Die Deponie Flörsheim-Wicker in Natur und Landschaft

Ein Rekultivierungsziel der Deponie Flörsheim-Wicker besteht dar­in, Flächen für den Naturschutz zu schaf­fen.  Zu die­sem Zweck wer­den die ober­flä­chen­ab­ge­dich­te­ten Bereiche für eine Schafbeweidung genutzt. Im Laufe der Zeit ent­steht dadurch eine offe­ne Landschaft. Mittlerweile sie­delten sich dadurch sel­te­ne Pflanzen und Tieren an, die Lebensraum und Schutz fin­den,  so z.B. der Steinschmätzer, die Haubenlerche, der dun­kel­brau­ne Bläuling, der Wiedehopf oder die blau­flü­ge­li­ge Ödlandschrecke.Horst mit Storch, der die Fügel spreizt

An der Ostflanke der Deponie wur­den außer­halb der Deponie eben­falls groß­flä­chi­ge, gehölz­freie Bereiche geschaf­fen,  damit sich die loka­le  Artenvielfalt wei­ter­ent­wi­ckeln  kann und ihr Fortbestand nach­hal­tig gesi­chert ist. Mitglieder der hes­si­schen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz (HGON) stell­ten im Jahr 2022 erst­ma­lig zusätz­li­che Nistkästen für den Wendehals auf.

Die HGON beringt und regis­triert auch die Vögel.

Auf dem Foto ist ein jun­ger Wiedehopf zu sehen, der gera­de sei­nen Ring erhal­ten hat.

Angelockt durch Mehlwürmer, gehen jun­ge und alte Vögel den Expert*innen regel­mä­ßig und für eine kur­ze Zeit in die Falle, so dass die­se die Tiere nicht nur berin­gen, son­dern auch deren Größe, Gewicht und Gesundheit über­prü­fen können.

Ein wei­te­res Beispiel für die Artenvielfalt auf den Deponien der RMD ist der Steinschmätzer. Dieser erstaun­li­che Singvogel fliegt zum Überwintern wei­ter als vie­le Zugvögel, so gelangt er mit sei­nem Gewicht von nur  22 bis 28 Gramm bis ins tro­pi­sche Afrika. Der Steinschmätzer stellt beson­de­re Anforderungen an geeig­ne­te Brutgebiete; er braucht ein Gelände mit spär­li­cher Vegetation und Höhlen zum Nestbau. Die ein­zi­ge bekann­te Population in Hessen mit etwa 31 Brutpaaren (2022) befin­det sich auf der Deponie Flörsheim-Wicker.

Einer beson­de­ren öffent­li­chen Aufmerksamkeit erfreu­en sich auch die Störche, die seit eini­gen Jahren auf der Deponie Flörsheim-Wicker nis­ten und ihre Jungen auf­zie­hen. Diese Störche wer­den seit Jahren vom Bund für Umwelt- und Naturschutz betreut. Am nörd­li­chen Rand der Deponie befin­den sich drei Horste, die 2021 erst­mals alle von Storchenpaaren besetzt waren.

Für die Deponie Brandholz wur­de als ein gene­rel­les Rekultivierungsziel eine Aufforstung vor­ge­ge­ben. Die Deponiekuppe gehölz­frei blei­ben und eig­net sich dadurch eben­falls als Lebensraum für sel­te­ne Vogel‑, Insekten- und wei­te­re Arten der offe­nen Landschaft.
Turnusmäßige Begehungen und not­wen­di­ge Nachpflanzungen im unte­ren Deponiebereich erfol­gen, um auf den bereits ober­flä­chen­ab­ge­dich­te­ten Bereichen der Deponie Brandholz eine stand­ort­ge­rech­te Artenvielfalt zu ent­wi­ckeln und nach­hal­tig zu sichern.

Im Jahr 2022 wei­de­ten etwa 100 Schafe erst­mals auch auf Flächen der Deponie in Brandholz.

Schäfer Pierre Schmidt aus Butzbach, für den ein respekt­vol­ler Umgang und art­ge­rech­te Haltung ein abso­lu­tes Muss dar­stellt, wird sei­ne Tiere nun regel­mä­ßig zwi­schen März und November zum Fressen bringen.

Durch die Beweidung wer­den die dafür geeig­ne­ten Flächen wei­ter­hin unter öko­lo­gi­schen und kos­ten­mä­ßi­gen Gesichtspunkten sinn­voll und im Einklang mit den Umweltleitlinien der RMD-Unternehmensgruppe genutzt.

Schafe Deponie Brandholz2_Bild: Sandra Friebertshäuser

 

Zusätzlich wer­ten die Tiere das das Erscheinungsbild der Deponien / Flächen auf.

Auch für das Jahr 2024 sind wei­te­re Beweidungsgänge und die Zusammenarbeit mit dem Schäfer Pierre Schmidt (https://schafe-maibach.de/) geplant.

 

 

Aktuelles zum Steinschmätzer

Der Steinschmätzer zeigt beson­ders anschau­lich die hohe Bedeutung der Deponie für den Artenschutz. In Deutschland ist die Art „vom Aussterben bedroht“ (Rote Liste der Brutvögel Deutschlands, 6. Fassung, vom 30.09.2020, ver­öf­fent­licht in 2021). Der Bestand wird auf nur noch 2.000–3.100 Reviere geschätzt.

 

 

 

 

 

Männlicher Altvogel mit der Ringkombination 343: am 19.07.2019
auf der Deponie beringt und seit­her jähr­li­cher Brutvogel

Der bei uns brü­ten­de, erstaun­lich klei­ne Singvogel, mit einem Gewicht von nur 22 bis 28 Gramm, fliegt zum Überwintern nach Westafrika, in die Bereiche süd­lich der Sahara. Problematisch sind vor allem die beson­de­ren Anforderungen, die der Steinschmätzer an geeig­ne­te Brutgebiete stellt. Er braucht ein frei­es Gelände mit spär­li­cher Vegetation zur Nahrungssuche und siche­re Höhlen zum Nestbau.

In Hessen ist der Bestand zwi­schen 1950 und etwa 2010 um ca. 99 % zurück­ge­gan­gen. Die ein­zi­ge ver­blie­ben­de Population in Hessen – mit der­zeit 24 Brutpaaren (2023) – befin­det sich auf der Deponie Flörsheim-Wicker. Ohne das Engagement der RMD als Deponiebetreiberin wäre die Art hier bereits aus­ge­stor­ben. Seit  vie­len Jahren wer­den im Zuge der Rekultivierung der Deponieflächen Steinhaufen als Brutplätze ange­legt.  Die Bedürfnisse des Steinschmätzers wer­den auch bei der Grünlandpflege berück­sich­tigt. So wer­den auch  die eigent­li­chen Arbeiten unter­bro­chen, damit die Bruten erfolg­reich aus­flie­gen kön­nen. Der Erhalt der Art in Hessen hängt unmit­tel­bar vom Erhalt des Brutbestandes auf der Deponie Wicker ab.

Der Brutbestand auf der Deponie und ihrem Umfeld wird seit über 10 Jahren durch – über­wie­gend ehren­amt­lich arbei­ten­de – Ornithologen wie Herrn Thomas Norgall vom BUND sowie Herrn Stefan Stübing und Herrn Thomas Sacher vom Büro für Faunistische Fachfragen erfasst und kon­trol­liert. Mit der ab 2019 ein­set­zen­den Farbberingung wur­de die Erfassungsgenauigkeit deut­lich ver­bes­sert. Wegen sei­ner gerin­gen Größe ist der Brutbestand wei­ter­hin poten­ti­ell gefähr­det. Die Schaffung neu­er Lebensräume ist des­halb anzu­stre­ben. Eine Besiedlung wei­te­rer Gebiete setzt vor­aus, dass im nähe­ren Umfeld der Deponie neue geeig­ne­te Lebensräume ent­ste­hen. Die wei­te­re Rekultivierung der Deponie Wicker und Sicherung der  der Fläche E sowie die Planung zur Rekultivierung der Hattersheimer Kiesgrube kön­nen zu einer Vergrößerung der geeig­ne­ten Habitate füh­ren und so das Aussterberisiko verringern.

Steinschmaetzer-J

Jungvogel mit der Ringkombination 04N
beringt in 2023 auf der Deponie Wicker

Um dem Steinschmätzer noch bes­se­re Brutmöglichkeiten zu geben und auch erst­mals Nestkontrollen mög­lich zu machen, wer­den ab 2023 zusätz­li­che Nistkästen in den Steinhaufen und in ande­re geeig­ne­te Strukturen ein­ge­bracht. Werden die­se ange­nom­men, erlau­ben die­se Nestkontrollen bei mini­ma­ler Störung  eine bes­se­re  Kenntnis zum Bruterfolg und damit Erkenntnisse zu den Ursachen von Bestandsveränderungen, die dann neue oder genaue­re Schlussfolgerungen für die Schutzbemühungen in ganz Deutschland bzw. in Mitteleuropa erlauben.

Der Landschaftspflegeverband (LPV) im Main-Taunus-Kreis hat in 2023 den Bau der ers­ten Nistkästen durch die BauHaus Werkstätten in Wiesbaden gewähr­leis­tet. Ein sol­cher Nistkasten ist eine Röhre oder Tunnel, an des­sen Ende der Steinschmätzer das Nest errich­ten kann.  Wichtig ist ein Schutz gegen klei­ne Raubtiere wie Wiesel oder Ratten. Daher befin­det sich kurz hin­ter dem Eingang des Nistkastens ein wei­te­res Brett. Das Loch in die­sem Brett befin­det sich ver­setzt zum Eingangsloch. Der Steinschmätzer „kann um die Ecke gehen“, ein Wiesel oder eine Wanderratte ist dafür zu groß.

Steinschmaetzer-Nistkasten

Das Foto zeigt einen Steinschmätzer-Nistkasten
ohne auf­ge­leg­ten Deckel mit der Innenkonstruktion

Quelltext Thomas Norgall vom BUND

Download Aktuelles zum Steinschmätzer (pdf)

Streuobstwiesen

Im Bereich der Ostflanke der Deponie Flörsheim-Wicker hat die RMD Streuobstwiesen nach dem Bleiber-Weicher-System ange­legt. Nach die­sem Prinzip wer­den zwi­schen Hochstämmen, die in den ers­ten 25 Jahren rela­tiv gerin­ge Erträge erzie­len, schnell­tra­gen­de und klein­wüch­si­ge Bäume gesetzt.

Diese sichern zunächst den Ertrag, müs­sen jedoch spä­ter hoch­stäm­mi­gen Streuobstbäumen wei­chen. Das Verfahren zählt dar­über hin­aus als natur­schutz­recht­li­che Ausgleichsmaßnahme.

junge tragende Apfelbäume

Auch Nutztiere fin­den ihren Platz auf den Deponien der RMD. Auf der Deponie Brandholz leben z.B. Bienenvölker, die ihrer­seits einen Beitrag dazu leis­ten, dass die Obstbäume der Region aus­rei­chend bestäubt wer­den. Auf der Deponie Flörsheim-Wicker und auf der Altdeponie Weilbach wei­den Schafe zur natur­na­hen Pflege der Wiesenflächen, so müs­sen dort kei­ne ben­zin­ge­trie­ben Mähfahrzeuge ver­wen­det werden.

Verein „Kletterfreunde Wicker e. V.“ lang­jäh­ri­ger Partner

Seit 2019 hat der Verein „Kletterfreunde Wicker e. V.“ den Betrieb der Kletterwand am Biomassekraftwerk auf dem Gelände des Deponieparks Flörsheim-Wicker übernommen.
Wenn Sie Interesse an einer Mitgliedschaft haben, wen­den Sie sich gern an den Verein unter www.kletterfreunde-wicker.de

Wir wün­schen Ihnen viel Freude an der Kletterwand und hof­fen, dass sich vie­le Kletter*innen für das Vereinsangebot inter­es­sie­ren und den Verein „Kletterfreunde Wicker e. V.“ durch eine Anmeldung als Mitglied unterstützen.

Kletterwand aus der Ferne, eine kletternde Person ist zu erkennen